Bis um 7.30 Uhr morgens ist Michaela Holzner bei dem Großbrand vor Ort, um sich selbst ein Bild von dem Feuer zu machen, das in der Nacht auf Dienstag wütet. Die Geschäftsführerin der Zimmerei Holzner muss mit ansehen, wie ein noch recht neuer Lastwagen des Unternehmens ausbrennt und die Flammen das Büro sowie die Schreinerei zerstören. All die Papiere und Unterlagen sind verloren. Wie heftig es das Unternehmen getroffen hat, wird ihr erst bewusst, als sie die Bilder vom Brand später im Onetz anschaut: "Das wirkte alles noch viel schlimmer als vor Ort."
Lob für Feuerwehr und Helfer
Trotzdem habe man Glück im Unglück gehabt. "Mehrere Hallen stehen noch. Unsere Leute arbeiten schon wieder auf den Baustellen. Der Betrieb läuft normal weiter. Wir versuchen einfach wieder ein Stückchen Normalität zu gewinnen", sagt Holzner, die seit 2014 auch im Stadtrat sitzt. Das Lager - und somit auch ein Großteil des Materials - sei zum Glück vom Feuer verschont geblieben. Aktuell dürfe sie noch nicht auf das Betriebsgelände. Kripo und Gutachter müssen sich erst noch ein Bild machen.
Was an Kosten und Bürokratie auf Holzner zukommt - alles noch zu früh abzuschätzen. In der kommenden Woche hat sie einen Termin mit der Versicherung, erklärt sie. Das Grundstück und die Gebäude der Zimmerei sind im Besitz der Stadt Amberg, wie auch Pressesprecherin Susanne Schwab auf Nachfrage bestätigte.
Unsere Leute arbeiten schon wieder auf den Baustellen. Der Betrieb läuft normal weiter. Wir versuchen einfach wieder ein Stückchen Normalität zu gewinnen.
Das Unternehmen, das rund 20 Mitarbeiter zählt und in Amberg und Amberg-Sulzbach genauso tätig ist wie im Raum Regensburg und Nürnberg, hat sich schon seit etwa zwei Jahrzehnten dort eingemietet. So tragisch der Großbrand für Holzner ist ("Es war natürlich ein Riesenschock.): Für die vielen Helfer hat sie viel Lob übrig: "Die Feuerwehr hat einen guten Job gemacht. Sie haben mehrere Hallen gerettet. Außerdem ist uns viel Hilfe angeboten worden. Dafür bin ich sehr dankbar."
"Fast so schlimm wie damals"
Auch Armin Nentwig berichtet von großer Hilfsbereitschaft. Er hat am Dienstag gegen 1.45 Uhr einen Anruf erhalten, dass das Geschäftsgebäude an der Bayreuther Straße brennt. Fünf Minuten später ist Nentwig schon vor Ort und übergibt der Feuerwehr den Generalschlüssel, damit sie keine Türen aufbrechen müssen und die Atemschutzträger ihre Arbeit verrichten können. Im zweiten Obergeschoss sind die Büroräume des Vereins Schädel-Hirnpatienten in Not untergebracht, dessen Vorsitzender Nentwig ist. Als er am Mittwochvormittag ans Telefon geht, sitzt er gerade in einer Teambesprechung.
"Der Betrieb muss aufrechterhalten werden", sagt der ehemalige Landrat. Die bundesweite Notrufzentrale wird aufs Handy umgeleitet. Mit Kripo, Feuerwehr und Versicherung klärt Nentwig ab, dass er den groben Dreck, den abgefallenen Putz und gelöste Platten wegmachen darf. Freunde und Familienmitglieder packen mit an. Am Donnerstag soll ein Reinigungsdienst anrücken, der sich auf Großbrandschäden spezialisiert hat. Am Montag sei ein Termin mit der Versicherung und dem Gutachter vereinbart.
Die Situation erinnert ihn an den Großbrand vor Jahrzehnten. 1986 habe ebenfalls von der benachbarten Schreinerei das Feuer übergegriffen. Einige Feuerwehrkräfte, die bereits damals im Einsatz waren, löschten auch am Dienstag mit. "Es ist diesmal fast so schlimm wie damals." Diesmal sei zwar "nur" der halbe Dachstuhl abgebrannt, die Wasserschäden ziehen sich aber über alle Stockwerke.
Sendeanlagen nicht beschädigt
Somit ist auch die Firma 5 Sterne Personalservice betroffen, bei der Nentwig Geschäftsführer ist. Er gibt sich im Gespräch aber hoffnungsvoll: "Ich denke, dass der Versicherungsschutz gegeben ist." In dem Geschäftsgebäude sind auch noch ein Versicherungsunternehmen im ersten und teilweise im zweiten Obergeschoss sowie eine Physiotherapie und das IT-Unternehmen Jobst untergebracht. Letzteres versorgt über 3000 Kunden in den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Schwandorf und Neustadt/WN mit schnellem Internet. Trotz des Brandes können die Haushalte weiter bedient werden. "Wir sind mit zwei blauen Augen davongekommen", sagt Markus Jobst.
Dabei betont er vor allem die gute Zusammenarbeit mit den Feuerwehren. Vor Ort hätte er die Helfer in der Nacht auf Dienstag aufgeklärt, dass an den Giebeln Sendeanlagen angebracht sind. Daraufhin sei mit Erfolg versucht worden, diese nicht zu beschädigen. Jobst und seine Mitarbeiter arbeiten auch schon wieder in den Büros. Zwar habe das Löschwasser, nicht allerdings das Feuer einen Schaden angerichtet.
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