Was Bernhard Wiesgickl in den Tagen vor Weihnachten 2015 erlebt hat, das nimmt ihm keiner mehr. Er war es, der den emeritierten Papst Benedikt auf den Stufen vor seinem Altersruhesitz aufgefangen und vor dem Hinfallen bewahrt hat. "Da hat er sich bei mir eingehakt und wir sind ganz langsam die Treppen zur Haustür hinaufgegangen", erzählt Wiesgickl fünf Jahre danach. "Dankeschön hat er dann gesagt. Und: Bitte geben Sie mir doch noch meinen Stock." Dass er dem ehemaligen Pontifex einmal so nahe kommen würde, das wäre Wiesgickl nicht im Traum eingefallen. 2015 wurde diese Geschichte wahr, die eigentlich mit einer Schnapsidee begonnen hatte.
Dankeschön hat er dann gesagt. Und: Bitte geben Sie mir doch noch meinen Stock.
"Wir hatten uns aus einer Laune heraus vorgenommen, irgendwann mal den Christbaum für den Petersplatz zu spendieren", erzählt der Hirschauer Bürgermeister Hermann Falk, der ja einen besonderen Bezug zur Kirche hat. Falk ist geweihter Diakon und für die Zeit seiner Tätigkeit als Rathauschef als solcher vom Bischof beurlaubt. Das gemeindeübergreifende Leitbild, das die drei Nachbarkommunen Hirschau, Freudenberg und Schnaittenbach ausgearbeitet hatten, war der Aufhänger für eine solche Aktion. Falk: "Damit wollten wir das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern." Heute kann man sagen, dass das Ziel erreicht worden ist.
Die drei Gemeinden feierten kurz vor Weihnachten 2015 in Rom ein weiß-blaues Fest, das im Vatikan mächtig Eindruck hinterlassen hat. Nicht nur der Baum präsentierte sich bei seiner feierlichen Illumination mit dem Musikzug Hirschau wie aus dem Ei gepellt. Für Schlagzeilen in ganz Italien sorgte vor allem die Benefizaktion, die die Oberpfälzer mit der Baumspende verbunden hatten. Den Baumschmuck fertigten nämlich Kinder aus verschiedenen italienischen Kliniken. Die in Ton gefertigten Kugeln wurden nach Weihnachten für bis zu 2600 Euro pro Stück zugunsten der "Stiftung Gräfin Lene Thun" verkauft. Die Stiftung setzt sich unter anderem für krebskranke Kinder ein.
Jetzt ist es noch ein bisschen zu früh dafür. Aber das sollten wir nicht aus dem Auge verlieren.
Baumtransport, Papstaudienz, Treffen mit Benedikt, Illumination - als das alles wie am Schnürchen gelaufen war, fiel die ganze Anspannung von den rund 250 Mitgereisten aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach ab. Sie wurden zu einem Empfang in die päpstliche Audienzhalle gebeten, normalerweise einem Hochsicherheitstrakt, wo sich die Euphorie Bahn brach. Mit Oberpfälzer Blasmusik, extra nach Rom gelieferten Pfefferbeißern und Bier aus Hirschau und Freudenberg nahm der Empfang nahezu Kirchweih-ähnliche Züge an. "Wir genossen das volle Vertrauen der vatikanischen Mitarbeiter", erzählt Falk.
Habemus Papstbaum - Die ganze Geschichte in Bildern
Was ist geblieben von dem Wir-Gefühl, das damals entstand? "Wertvolle Erinnerungen. Etwas, das man nur einmal im Leben mitmachen darf", sagt Wiesgickl. Aber Bürgermeister Hermann Falk kann sich vorstellen, dass es so etwas wie ein zweites Mal geben könnte. Denn die 2015 geschlossenen Freundschaften bestehen weiter und der Vatikan sucht auch immer eine lebensgroße Krippe, die unter dem Christbaum aufgestellt wird. "Jetzt ist es noch ein bisschen zu früh dafür", sagt Falk. "Aber das sollten wir nicht aus dem Auge verlieren." Vielleicht bringt Falk die Krippe ja mal als Geistlicher nach Rom. Als Papstsekretär Georg Gänswein bei der Baum-Aktion erfahren hatte, dass der Hirschauer Rathauschef die geistlichen Weihen hat, klopfte er ihm auf die Schultern und sagte: "Jetzt sind sie noch Bürgermeister, gell. Aber danach sind sie wieder Diakon."
So feierten die drei Nachbargemeinden den Abschluss des Baum-Projekts
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