Was die Skulptur darstellt, weiß Künstlerin Christine Hagen selbst nicht so genau. "Vielleicht wird es mal ein Bienenheim," meint sie. Die Idee war aber: der abgesägte Zwetschgenbaum im Vorgarten muss verschönert werden. Dazu montierte sie nach dem Motto "aus alt mach neu" kurzerhand einen alten Lampenschirm auf dem Stumpf und schmückte das Ganze mit bunten, gehäkelten Bändern.
Abendbeschäftigung: Häkeln und Radio hören
Vier Stunden habe allein das Anbringen der Wollstücke an den Baumstumpf gedauert, aber schon seit Jahren arbeite sie an den bunten Bändern, reine Handarbeit, wie sie betont. Fast jeden Abend setzt sie sich in ihren Sessel, schaltet den Radio an und häkelt drauf los. Über die Jahre haben sich deshalb zahlreiche Stücke angehäuft, Pullover, Strümpfe, Schals. Hagen näht auch gerne Röcke, Kleider, als Jugendliche habe sie sogar eine Puppe mit besticktem Gesicht und Wollhaaren angefertigt, berichtet sie. Die gebürtige Weidenerin wohnt seit knapp 20 Jahren in Altenstadt und fällt dort mit ihren bunten Mänteln auf, wenn sie zum Einkaufen spaziert. Die macht sie auch selbst, aus bunten Decken.
Talent und Erfahrung
Die Liebe zur Handarbeit liegt in Hagens Genen, schon ihre Großmutter habe viel großes handwerkliches Geschick gezeigt. Hagens Mutter betrieb mehr als zehn Jahre eine Änderungsschneiderei in Weiden. Schon während der Schulzeit hat die Künstlerin am liebsten mit den Händen gearbeitet. Sie erzählt: "Sogar im Französischunterricht durften wir stricken und dabei zuhören. Das war toll!" Zuhause habe sie sich oft mit einer Decke unter den Baum im Garten gesetzt und das Häkeln geübt. Christine Hagen nutzt ihre Mischung aus Talent und Erfahrung, um Jahr für Jahr neue Kleidungsstücke, Kunstwerke und Arbeiten zu produzieren. Doch nicht nur Wolle und Textil inspirieren die Rentnerin. Auch Gemälde aus Ölfarben fertige sie an, mehrere habe sie sogar verkauft, sagt Hagen. Lieber verschenkt sie die Bilder jedoch an Freunde und Bekannte. Weil die sich über die Jahre aber in alle Himmelsrichtungen verstreut haben, wünscht sich die Künstlerin, sie einmal wiederzusehen, Freunde wie Bilder.
Als Weihnachtsgeschenke hat die gelernte Gärtnerin die letzten Wochen in mühevoller Handarbeit Blumensamen aus Blüten geerntet, sie getrocknet und so insgesamt dreieinhalb Kilo Saat zusammenbekommen. Die will sie an ihre Freunde und Nachbarn austeilen. Im Frühjahr wird sie dann den Rest aussäen und freut sich auf eine Blütenpracht rund um ihr Kunstwerk, die hoffentlich Bienen anlockt. Gerne hätte Hagen einen eigenen großen Garten, gibt sich aber damit zufrieden, anderen bei deren Arbeiten im Grünen zu helfen.
Nachbarn begeistert
Passanten blieben gerne stehen, um das Kunstwerk im Vorgarten zu bewundern, und fast alle Anwohner seien begeistert, berichtet Hagen. "Ein Nachbar hat zu mir gesagt, 'Jetzt sieht man den hässlichen Baumstamm nicht mehr'," lacht sie. Das schönste Kompliment bekam die Künstlerin aber von ihrem 19-jährigen Sohn: es sähe nett aus, befand er.
Gerade arbeitet sie an einem neuen Projekt: ein weiterer Baum soll umhäkelt werden. Sie hat zwar noch keinen konkreten Platz für ihr nächstes Werk, aber die Wollbänder bereitet sie schon einmal vor.
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