Nur ein paar Schritte und eine schlichte Holztüre trennen die Stadt Schwandorf von ihrem Teil im Verborgenen, ihrer Unterwelt. Oben das Jahr über mal brütende Hitze, mal Schnee und Wind- unten seit mehreren Hundert Jahren konstante acht Grad. Im Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinth steht die Zeit still, und dennoch sind die teils dreistöckigen Räume wohl einer der geschichtsträchtigsten Orte der Stadt.
Johannes Lohrer vom Tourismusbüro betreut den Felsenkeller. Er führt Oberpfalz-Medien durch das mysteriöse Kellersystem.
Bier als Ursprung
Wie so viele gute Geschichten hat auch die des Felsenkellers mit Bier angefangen. "Damals hat man damit begonnen, das Brauverfahren umzustellen", sagt Lohrer. Die untere, kalte Gärung hatte den Vorteil, das Bier länger haltbar zu machen. Der Keller ist dafür ideal. Wer bei 30 Grad Außentemperatur nur ein paar Schritte hineinsetzt, wünscht sich sofort eine warme Jacke.
Räuber und Bomben
Das Labyrinth ist unter dem Schwandorfer Holz- und Weinberg. Über 130 von Menschenhand geschlagene Felsenkellerräume gibt es. Spannend daran ist, wie die Keller zum Labyrinth wurden. Es ist eine Geschichte von Raubzügen, die aus einem Hollywood-Streifen stammen könnte. Lohrer: "In den 30ern haben die Leute in den Kellern Spirituosen, Kaffee sowie Fleisch und Wurstwaren gelagert." Das habe Anfang der 30er die "Kellerdiebe" auf den Plan gerufen. "Sie sind eigentlich die Schöpfer des Labyrinths. Sie haben auf ihren Raubzügen die Wände der einzelnen Räume durchbrochen und dem Labyrinth seine heutige Erscheinung gegeben."
Auch von der Bombardierung Schwandorfs im zweiten Weltkrieg erzählt das Labyrinth. Die Bunkeranlage erinnert an die schreckliche Situation, in der Hunderte Schwandorfer wochenlang unter schlimmen hygienischen Bedingungen dort ausharren mussten, nachdem sie alles verloren hatten.
Die Keller-Führungen
- Beim Tourismusbüro Schwandorf (Kirchengasse 1, 92421 Schwandorf, Telefon: 09431/ 45-550) kann man sich für eine Führung anmelden. Das Büro ist werktags von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
- Derzeit ist die Teilnehmerzahl auf neun Personen pro Führung begrenzt. Im Keller gilt Maskenpflicht. Erwachsene zahlen 5 Euro, Kinder 3 Euro, Familien 12 Euro. Wegen der Beschränkungen finden momentan keine Erlebnisführungen mit der Regensburger Stadtmaus statt.
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