„Das ist ein europaweites Leuchtturmprojekt“, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler vor Journalisten. Geschaffen worden sei ein außerschulischer Lernort, ein medienpädagogisches Projektzentrum und eine Erweiterung des Bayern-Museums in die digitale Welt. Man wolle hier die Lebenswelt der Jugendlichen aufgreifen und vertiefen, sagte Sibler. Die „Digital Natives“ seien zwar mit dem Internet aufgewachsen, könnten aber teils nur die Oberfläche bedienen. In der Bavariathek bekämen die Schüler die Methodik vermittelt, um selbst Filme, Podcasts oder virtuelle Ausstellungen anzufertigen. Darüber hinaus gehe es darum, Interesse an der politischen Teilhabe und der Heimatverbundenheit bei den jungen Menschen zu wecken.
„Eine vergleichbare Einrichtung hat sonst kein Museum in Europa“, sagte Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, stolz. In der Bavariathek würden die Schüler lernen, wie sie angesichts der unglaublichen Fülle an Wissen im Internet kritisch mit Quellen umgehen können. Ein Beispiel führte Andreas Kuhn, Mediencoach in der Bavariathek, vor: Er zeigte eine Fotoaufnahme von „Trümmerfrauen“ in München 1946, die Steine beiseite räumen. Nach und nach erarbeiten sich die Schüler anhand dieses Bildes, dass es sich dabei um einen inszenierten Mythos handelt. Tatsächlich wurde der Großteil des Schutts von beauftragten Baufirmen weggeschafft.
Weiß, glatt und hochmodern wirkt das medienpädagogische Zentrum im Inneren. Projekt- und Studioräume mit spezieller technischer Ausstattung – vom Greenscreen über Schnittplätze bis hin zu einer Sprecherkabine – stehen den Schülern zur Verfügung. Kostenlos angeboten werden verschiedene Projekte und Programme, für die sich interessierte Lehrkräfte bewerben können. Mitmachen können Schüler aller Jahrgangsstufen und Schularten – idealerweise nach einem Besuch des Museums der Bayerischen Geschichte. Mehrere Testklassen aus der Region hätten die Angebote bereits durchlaufen, erklärte Direktor Loibl. Aufgrund der Corona-Lage stellt er ein noch etwas zurückhaltendes Interesse fest. Er verwies auf die Möglichkeit, dass Schulklassen auch auf mehrere Räume aufgeteilt werden könnten.
Die Homepage der Bavariathek diene auch als virtuelle Verlängerung des Bayern-Museums, erklärte Mediencoach Kuhn. Hier würden Objekte aus dem Museumsdepot gezeigt, die in den Ausstellungsräumen nicht zu sehen sind. Darüber hinaus stünden Recherche-Portale zur Verfügung. Nicht zuletzt würden auf der Homepage die Aktivitäten der Schüler dokumentiert. Die von ihnen erstellten Medienproduktionen seinen dort öffentlich abrufbar – und gingen nicht verloren.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.