Natürlich kennt nur ein kleiner Teil der Festivalrocker noch die Hamburger Fun-Punker "Die Goldenen Zitronen" und deren 86er-Version von "Forever Young" – "Für immer Punk" –, auf dessen Philosophie sich Tote-Hosen-Sänger Campino bezieht. Auch dass ein Großteil der Fans Jahrzehnte jünger ist als viele Hits der Düsseldorfer, wie "Hier kommt Alex" oder "Wünsch Dir was", stört nicht.
Denn Campino und seine Mitstreiter geben sich im 41. Jahr ihrer Bandgeschichte beim Rockfestival in Nürnberg kein bisschen gesetzt. In ihrer energiegeladenen Songauswahl mit kaum Balladen und garniert mit markigen Sprüchen leben sie nach wie vor den Punkgedanken aus. Und geben Vollgas. Den mit-tobenden Fans gefällt's.
Apropos Fans: Am Ende sind statt der befürchteten 10 000 Festivalgänger weniger dank vergünstigter Ticketpreise doch wieder etwa 70 000 gekommen. Auch die Line-up-Diskussion im Vorfeld über vermeintlich weniger große Namen unter den 72 Bands verebbt angesichts der grandiosen Stimmung. Erstmals seit der Coronapandemie feiern junge und jung gebliebene Festivalrocker - im Gegensatz zum schwierigen Neustart im Vorjahr - wieder sichtlich unbelastet und ausgelassen an den drei Festivaltagen am Dutzendteich.
Mückenplage größtes Ärgernis
Es ist ein friedliches Feiern. Ein brennender Stromverteilerkasten ist da neben der Wiederbelebung eines Mannes nach Herz-Kreislauf-Stillstand schon die bemerkenswerteste Meldung. Auch wenn kein "Rock im Park" traditionell ohne seine ihm eigenen, ungewöhnlichen Situationen für Einsatzkräfte auskommt. Auch dieses nicht: Nach angriffslustigen Gänsen, Extremtemperaturen, Stürmen oder Eichenprozessionsspinnern in den Vorjahren ist es nun eine Mückenplage.
Rettungskräfte behandeln bei "Rock im Park" bis Sonntagmorgen fast 1600 Menschen – weniger als noch im Vorjahr. Unter den Einsätzen waren laut Bayerischem Roten Kreuz viele Schürfwunden und kleinere Verletzungen dabei, "alkohollastige" Fälle dagegen spielen kaum eine Rolle. Die Fans feiern bei Traumwetter laut Polizeisprecher Marc Siegl "deutlich ruhiger" als früher. Es gibt kaum Zwischenfälle.
Emotionale Shows
Die Musik steht sichtlich im Mittelpunkt. Insbesondere die Headliner – neben den "Hosen" noch der Alternative-Act "Kings Of Leon" und die US-Rocker "Foo Fighters" – reißen mit. Auch "Bring Me The Horizon" räumt ab. Die Briten nutzen ihren Late-Night-Auftritt mit harten Klängen, Pyro- und Lasereffekten zu einer wahren Kracher-Show.
Auch sonst hat das Drei-Tage-Festival seine besonderen Momente. Etwa bei den Abschiedsvorstellungen der Festival-Dauerbrenner "Sum 41" und "NOFX". Beide Bands haben ihre baldige Auflösung bekanntgegeben. Oder beim Erleben des personifizierten Rock-Lebensgefühls mit Jack Blacks "Tenacious D". Und, last not least, wenn das Genre wechselt und die Rapper "Apache 207" und "Finch" das junge Publikum begeistern. Letzteres tut dem Rock-Festival sichtlich gut.
- Einsatzkräfte im Einsatz: 1236 (Vorjahr: 1257)
- Einsätze: Krankentransportwagen: 52 (118); Rettungswagen: 60 (86); Notarzt-Einsatzfahrzeug: 11 (24); Transporte ins Krankenhaus: 70 (129), Sanitätsdienstliche Hilfeleistungen: 1575 (2164), davon ärztliche Versorgungen: 277 (383)
- Rund 100 Schürf- und Schnittwunden wurden am Wochenende vom medizinischen Personal versorgt.
- 80 Festivalbesucher wurden mit allergischen Reaktionen infolge von Mückenstichen oder Pollenflug, rund 60 mit Kreislaufbeschwerden wegen der Sonne behandelt.
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