Schon die Titelgestaltung spricht Bände: Da mäandert die Schwarzach bei Schwarzhofen frei und unbeschwert bar jeder Begradigung in drei tiefblauen Schleifen mit einigen wolkenweißen Tupfern durch sattgrüne Wiesen und Felder. Aus der Luft - aufgenommen mit Hilfe eines zweisitzigen Tragschraubers - sehen die Haken, die das Flüsschen neben dem Radweg an der ehemaligen Eisenbahnstrecke schlägt, wie Kamelhöcker aus. Pittoreske Bahnen zaubert das Wasser, das das Erdreich stetig höhlt, in die Landschaft, wenn man es lässt. Ein Rudiment ungezähmter Natur in lieblicher Kulturlandschaft.
Perle bayerischer Flüsse
Eine Perle unter den bayerischen Flüssen nennt Merkl die Schwarzach im Untertitel seines 188-Seiten starken Bandes mit Fotografien aus den vergangenen sieben Jahren. Das Mitglied der Fotografischen Gesellschaft Regensburg hält seit rund 20 Jahren auf Reisen analog und digital fest, was ihn fasziniert: Die Bandbreite seiner Diavorträge reicht von Norwegen bis Nepal. In der Heimat begeisterte besonders die Multivisionsshow "Die Schwarzach - von der Quelle bis zur Mündung". Sie mündete in eine Ausstellung im Stadtmuseum Schwandorf und eben in einen Bildband.
Merkl packt in sein Schwarzach-Porträt nicht nur die gelungensten Tausender von Landschaftsaufnahmen "zu Wasser, Land und aus der Luft", sondern die gesamte Bandbreite an Aspekten des Ökosystems aus Fluss, Landschaft, Ortschaften und deren Wechselwirkung:
- Überall an der Schwarzach und ihren Zuflüssen wie Ascha oder Murach entstanden Mühlen, Sägewerke und Eisenhämmer, später Glasschleif- und Polierwerke.
- Die Muschel-Fischerei war eine wichtige Einnahmequelle für die Landesherren.
- Eingriffe blieben auch der Schwarzach nicht ganz erspart: In den 1970er Jahren wurde der Fluss im Landkreis Cham zwischen Eixendorfer Stausee und Thurau begradigt - Planungen für den Abschnitt zwischen Murnthal und Schwarzenfeld blieben ihr erspart.
- Auch wenn die Agrarlandschaft der nördlichen Oberpfalz noch weitgehend von kleinteiligen Feldern geprägt ist, der Rückgang von Insekten und Singvögeln, die Algenbelastung im Eixendorfer See, die mit dem Klimawandel einhergehende Trockenheit hinterlassen auch in dieser Idylle ihre Spuren: "Viele Tierarten, die in meiner Jugend noch zahlreich anzutreffen waren, sind zur aussterbenden Spezies geworden - wie Bachmuschel, Blaukehlchen, Kiebitz, Feldlerche oder Bekassine."
Plädoyer für mehr Achtsamkeit
Merkls Bildband ist in diesem Sinn auch ein Plädoyer für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur: "Es liegt an uns, diesem Landstrich wieder mehr Ursprünglichkeit und insbesondere mehr Artenvielfalt zurückzugeben." Frei nach Heinrich Bölls "Irischem Tagebuch" verspricht der Sozialpädagoge augenzwinkernd: "Es gibt dieses Schwarzachtal: Wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor."
Josef Merkl: Die Schwarzach - Eine Perle unter den bayerischen Flüssen. Eigenvertrieb, Bestellung unter lichtzeichen[at]email[dot]de
95 Kilometer von Závist bis Schwarzenfeld
Die Schwarzach entspringt im tschechischen Teil des Oberpfälzer Waldes (Ceský les) östlich von Závist (deutsch Neid) an der europäischen Hauptwasserscheide. Sie ist mit ihrem nordöstlichen Oberlauf rund 95 km lang. Im Oberlauf überschreitet sie kurz hinter Nemanice (deutsch Wassersuppen), von dem sich auch ihr tschechischer Name Nemanický potok ableitet, die Grenze nach Bayern, wo sie ab Waldmünchen Richtung Westen vorbei an Schönthal, Rötz, Neunburg vorm Wald und Schwarzach bei Nabburg fließt. Das Flusssystem durchläuft drei Stauseen zur Hochwasserregulierung: den bei Waldmünchen gelegenen Perlsee, den Silbersee bei Treffelstein und den Eixendorfer Stausee bei Rötz.
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